Als Uwe Birk im Jahr 2010 zum ersten Mal das Reichswaisenhaus-Areal besichtigte, wurde sofort seine Fantasie geweckt. „Eine tolle innerstädtische Lage, die aber auch ein besonderes Commitment des Bauherren erfordert“, so beschreibt er heute seinen damaligen Eindruck. Dennoch dauerte es noch bis August 2015, bis sich die DBA Deutsche Bauwert AG das Areal in den Kaufpreisverhandlungen mit dem Trägerverein Reichswaisenhaus sichern konnte. Es gab zwar nur einen weiteren Kaufinteressenten, doch der Verein prüfte beide Vorschläge genau. Die Ideen des Wettbewerbers sahen unter anderem eine gastronomische Nutzung vor. „Ich denke, wir haben den Zuschlag bekommen, weil wir einfach das bessere Konzept vorgelegt haben“, so Uwe Birk.
Hohe Investitionen in Planung und Architektur
Die konkrete Planung für das Wohnprojekt am Altenberg läuft bereits seit über zwei Jahren. Ende 2015 hatte die DBA Deutsche Bauwert AG einen Wettbewerb ins Leben gerufen, um das beste Architekturkonzept für das Areal zu finden. Durchgesetzt hat sich das renommierte Büro h4a (Düsseldorf, München, Stuttgart), dessen Entwürfe sich durch eine hohe Gestaltungsqualität, den respektvollen Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz und das Auge für die Details auszeichnen. Aufgrund der Einwände von Bürgern und den Forderungen der Politik hat der Bauherr nun mehrfach das geplante Bauvolumen deutlich reduziert. Die ursprüngliche Planung sah rund 205 Wohneinheiten vor – mittlerweile rechnet das Unternehmen mit nur noch 139 Einheiten. Diese verteilen sich auf die acht neuen Mehrfamilienhäuser (96 Einheiten), die denkmalgeschützten Gebäude (27 Einheiten) und die 16 geplanten Einfamilienhäuser.
Soziale Verantwortung – neue KITA-Plätze für Lahr
Neben der ästhetischen Verantwortung stellt sich die DBA Deutsche Bauwert AG auch ihrer sozialen Verpflichtung: Aus freien Stücken überlässt der Investor dem Verein das 1.600 Quadratmeter große Grundstück, auf dem der Neubau der KITA entstehen soll, für den symbolischen Preis von 1 Euro. Zusätzlich baut er die KITA zum Selbstkostenpreis und gibt dem Verein damit die Möglichkeit, ganz im Sinne seiner Gründer, soziale Zwecke in Lahr zu fördern, besonders für die kleinsten Bürger. Durch eine Kooperation mit der Stadt wird – wenn das Bauprojekt nach dem Bürgerentscheid weitergeplant werden kann – eine moderne KITA mit deutlich höherer Kapazität (durch eine dritte Gruppe) entstehen, die damit den Bedarf aus dem Wohngebiet bereits abdecken und weitere Kinder aus dem Umkreis aufnehmen kann.
Lahr braucht dringend mehr Wohnraum
Wichtig ist die Entwicklung aber auch aus anderen Gründen: Die Stadt Lahr gehört zu den attraktivsten Wirtschaftsstandorten in Baden-Württemberg, wie zum Beispiel die Ansiedlung von Zalando mit rund 1.000 neuen Arbeitsplätzen eindrucksvoll beweist. Damit einher geht auch ein erhöhter Wohnraumbedarf. Laut Statistischem Landesamt Baden-Württemberg könnte die aktuelle Einwohnerzahl von rund 44.000 bis ins Jahr 2030 um bis zu 10.000 Personen steigen. Gibt es weiterhin zu wenig Wohnraum, hat dies aber nicht nur negative Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung der Kommune, weil der Standort Lahr an Attraktivität für Unternehmen verliert; auch die Wohnungs- und Mietpreise des ohnehin angespannten Immobilienmarkts werden überdurchschnittlich steigen. Denn mehr Nachfrage bei geringem Angebot bedeutet automatisch steigende Preise. „Natürlich kann das Projekt Reichswaisenhaus alleine nicht den Druck vom Lahrer Wohnungsmarkt nehmen, aber es ist zumindest ein großer Schritt in die richtige Richtung“, meint Uwe Birk.
Den Denkmälern droht der Verfall
Generell gibt das Projekt auch einen Teil des Lahrer Stadtgebiets an die Bürger zurück. Ein derzeit für niemanden zugängliches 63.000 qm großes Areal wird erschlossen und für die Öffentlichkeit begehbar gemacht. „Das neue Quartier wird offen, grün und durchlässig, so dass die Bürger Lahrs endlich wieder von der Schönheit des Altenbergs profitieren und dort spazieren gehen können“, erklärt Uwe Birk: „Und die großartigen Baudenkmäler werden gerettet, sprich: saniert und in eine positive Nutzung überführt.“ Sollte der Bürgerentscheid gegen eine Änderung des Bebauungsplans ausgehen, so sind der Stadt dagegen gesetzlich die Hände gebunden und dem Areal und den Denkmälern drohen drei Jahre Stillstand und Verfall. Die gesetzlich vorgegebene Sperrzeit von drei Jahren kann von der Kommunalpolitik nicht aufgehoben werden. „Wir möchten am Altenberg wirklich ein Vorzeige-Wohnprojekt realisieren, auf das alle Bürger Lahrs stolz sein können“, beschreibt Uwe Birk seinen Ansatz. „Die Alternative ist nur Stillstand und Verfall. Daran kann niemand in Lahr ein Interesse haben. Deshalb würde ich mich freuen, wenn viele Bürger Lahrs am Sonntag mit NEIN stimmen würden – für die Vernunft und gegen die Interessen einzelner Anwohner, die sich lediglich ihre grüne Idylle bewahren wollen. Die Bürger können also abstimmen, ob sich Lahr weiter positiv entwickelt oder nicht.“