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Digitalisierung erfordert bei vielen Unternehmen in Deutschland schnelles Umdenken

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  • Fachkonvent der Goetzfried Professionals beleuchtet Herausforderungen und Chancen von Industrie 4.0
  • Referenten sprechen von Paradigmenwechseln auf allen Ebenen

München, März 2016 – Industrie 4.0 bezeichnet weit mehr als nur die Vernetzung von Maschinen und die Automatisierung von Produktionsprozessen. Die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Wirtschaft sind schon heute in unterschiedlichsten Branchen unverkennbar: Das größte Taxiunternehmen der Welt besitzt kein einziges Fahrzeug (Uber). Das erfolgreichste Medienunternehmen produziert keinen eigenen Content (Facebook). Der größte Anbieter von Ferienwohnungen besitzt keine Immobilien (Airbnb). Professor Alfred Katzenbach, Referent beim Fachkonvent „IT’s Morning“, ausgerichtet von Goetzfried Professionals und Netz1, bezeichnet diese neue Unternehmensform als „Produktionsagentur“.

Geschäftsmodelle mit dem Grundmuster „X as a service“ sind Teil einer gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, die den Nutzen in den Vordergrund stellt und nicht das eigentliche Produkt. Die Folge: Etablierte Player am Markt werden von Nischenanbietern bedrängt, die Kleinen konkurrieren mit den Großen und erfordern von diesen ein Umdenken. Katzenbach beobachtet bei immer mehr marktführenden Unternehmen, dass diese große Budgets für Innovations- und Modernisierungsprojekte bereitstellen. „Die Investition in Innovation birgt natürlich immer ein gewisses Risiko, wird sich für Unternehmen aber – mit Blick auf die Zukunft – in jedem Fall auszahlen“, prognostiziert der studierte Maschinenbauer.

Unternehmen mit „Boiling-Frog-Syndrom“
Markus C. Koch, Unternehmensberater und Gründer von denkwerkstatt, liefert das passende Beispiel gleich hinterher. Nokia-CEO Olli-Pekka Kallasvuo hätte sich wohl nicht erträumen lassen, dass das von ihm 2008 noch als Nischenprodukt bezeichnete iPhone, das weltweit erste Smartphone, eine Revolution im Mobilfunkmarkt hervorrufen und wenige Jahre später zur wichtigsten Errungenschaft des 21. Jahrhunderts gekürt werden würde. Koch vergleicht Unternehmen vor dem Hintergrund der Digitalisierung mit dem Frosch im sich langsam erhitzenden Kochtopf, der die Gefahr um sich herum zu spät bemerkt. Er rät daher ebenfalls zu Mut und Risikobereitschaft, legt dabei jedoch ein besonderes Augenmerk auf den Faktor Mensch. Denn Industrie 4.0 funktioniere nur als Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine. Infolge der rasanten technologischen Entwicklung sei der Marktdruck gestiegen und die Anforderungen an jeden Einzelnen seien spürbar komplexer geworden. „Um weiterhin erfolgreich zu bleiben, müssen Unternehmen daher einen Rahmen schaffen, der agiles Arbeiten und Kooperation unter Berücksichtigung der künftigen Arbeits- und Lebenswelten ermöglicht“, erklärt Koch. Er sieht dabei vor allem Führungskräfte in der Pflicht, die Komfortzone zu verlassen, ihre Mitarbeiter mitzunehmen und beim gezielten Aufbau digitaler Kompetenzen zu unterstützen. Nur so ließen sich digitale Prozesse erfolgreich integrieren.
 
Digitalisierung: Segen oder Fluch?
Die Zeit drängt, denn „durch die rasante Digitalisierung stehen wir vor einem Paradigmenwechsel“, so Ulfert Rotermund, Geschäftsbereichsleiter IT der Goetzfried Professionals GmbH. Er stellt in seiner Präsentation die Vor- und Nachteile dieser Entwicklung einander gegenüber: „Neue Technologien erhöhen die Produktivität, aber auch die Komplexität in globalen Wertschöpfungsketten.“ Dezentrale Techniken und kleine Stückzahlen werden wirtschaftlich, während verkürzte Innovationszyklen gleichzeitig den Innovationsdruck immer weiter steigen lassen. Digitale Angebote wie Cloud und Open Source bieten einer breiten Masse Zugang zu Produktionsbedingungen, die in der Vergangenheit nur wenigen zur Verfügung standen. Aus dem Kommunikationsinternet wird ein Produktionsinternet. Big Data wird zum Rohstoff der Zukunft, aber nur, wenn man die verfügbaren Daten richtig nutzt. Die Folgen dieser Dynamik für die Wirtschaft sind noch nicht gänzlich absehbar, aber eines ist für Ulfert Rotermund klar: „Die neue Arbeitswelt wird mehr Flexibilität bieten, aber gleichzeitig auch fordern.“

Hightech-Standort Deutschland im Vorteil
In der abschließenden, sehr lebendigen Podiumsdiskussion wurden Chancen und Risiken der Digitalisierung noch einmal kontrovers diskutiert und aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. In ihrer Bewertung waren sich dabei sowohl die Fachexperten als auch die Besucher der Veranstaltung einig: Allen Risiken zum Trotz besitzt gerade Deutschland als Hightech-Standort die besten Voraussetzungen dafür, sich die Vorteile der technologischen Entwicklung zunutze zu machen. Eine Voraussetzung wird sein, dass Produkte, Entwicklungsmethoden, Produktionsverfahren, Lifecycle-Services, unterstützende Softwarelösungen und Geschäftsmodelle sich gemeinsam entwickeln. Und zu guter Letzt bedarf es einer Arbeitsorganisation, die sich dem veränderten Umfeld anpasst und den Menschen frühzeitig auf den Transformationsprozess vorbereitet.

Eine Bildergalerie zur Veranstaltung finden Sie hier zum Download.
Alle Vorträge der Veranstaltung haben wir für Sie noch einmal als PDF bereitgestellt:
Ulfert Rotermund, Industrie 4.0 – Mehr als nur ein neues Buzzword
Prof. Alfred Katzenbach, Zukunftsperspektive Industrial Internet
Markus C. Koch, Achtung, Mensch!
 

Bildmaterial

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