„Bitte denken Sie an die kleineren und mittleren Unternehmen, weil die Grundvoraussetzungen für die Transformation ganz andere sind als bei den großen, grenzüberschreitenden Unternehmen, die ganz andere Entwicklungsmöglichkeiten haben“, sagt Althaus. Trotz der sehr unterschiedlichen Herausforderungen müssen für alle Unternehmensgrößen passende Grundlagen geschaffen werden. „Sie müssen klar Position beziehen! Die Politik muss eine eigene Agenda für die digitale Transformation im Mittelstand erarbeiten“, lautet der deutliche Appell. Ein wichtiger Punkt ist für Althaus vor allem die Liberalisierung des Marktes, die derzeit vorrangig für den Onlinehandel gilt, nicht aber für den stationären Einzelhandel vorangetrieben wird. Ein Beispiel dafür sind die Ladenöffnungszeiten. Während knapp 40 Prozent aller Onlinetransaktionen nach Ladenschluss und am Sonntag getätigt werden, müssen Geschäfte in Deutschland, abgesehen von wenigen Ausnahmen, zu dieser Zeit die Türen geschlossen halten. Der Aufruf geht auch an den Präsidenten des Kartellamts: „Online drohen marktbeherrschende Unternehmen zu entstehen, das ist eine Wettbewerbsbeschränkung des stationären Handels. Damit dieser überleben kann, müssen wir Chancengleichheit ermöglichen.“ Der Applaus nach Althaus’ deutlichen Worten zeigt, dass er den Nerv des Handels trifft und seitens der Politik und Behörden massiver Handlungsbedarf besteht. Derzeit fehle es an geeigneten Programmen und Mitteln, um die digitale Transformation voranzutreiben, das müsse sich schleunigst ändern, so Althaus weiter. Den Ansatz, Onlinegeschäftsmodelle einzuschränken und stärker zu regulieren, teilt Althaus dennoch nicht. Klüger sei es, sich von den Techniken und Strukturen der Großen etwas abzuschauen und von ihnen zu lernen, als sie als reine Konkurrenten zu verteufeln.
Digitalisierung ist Chefsache
Gleichzeitig appelliert Althaus an die Tatkraft und den Innovationsgeist der Einzelhändler selbst. „Vor der digitalen Transformation stehen eine Strategie und eine Unternehmensentwicklung. Daher ist das, was vor uns liegt, in erster Linie Aufgabe der Geschäftsführer, nicht des IT-Personals.“ Koketterie und ein laxer Umgang mit dem Thema sind fehl am Platz und senden auch an die Mitarbeiter falsche Signale. Die Auseinandersetzung mit dem Thema ist unerlässlich, das Rad muss allerdings niemand neu erfinden. Nicht jedes analoge Modell muss abgeschafft werden, nur weil es seit Jahren funktioniert. Gleiches gilt für digitale Geschäftsmodelle, die keinen sofortigen Erfolg erzielen. Das heißt aber auch, nicht jeden digitalen Hype mitzumachen. Digitale Transformation statt Revolution: Digitale und analoge Technologien und Modelle müssen sinnvoll miteinander verknüpft und in bestehende Strukturen integriert werden. Dafür ist das Onlineangebot schuhe.de ein gutes Beispiel, das beim Kongress sogar Lob aus dem Teilnehmerkreis erfahren hat. Als bislang einzigartiges Konzept für den Fachhandel vereint es die Stärken von Online- und stationärem Handel auf einer gemeinschaftlichen Plattform. Um mittelstandsnahe Entwicklungen zu fördern, weist Althaus zudem auf notwendige Änderungen in der Förderungssystematik der öffentlichen Hand hin: „Wir brauchen nicht nur Fördermittel für technologische Innovation, wir brauchen sie auch für die Entwicklung neuer Geschäftsprozesse zur Weiterentwicklung der bestehenden Handelsstrukturen“.
Die Veranstaltungsreihe „Wirtschaftsgespräche“ der CDU/CSU-Bundestagsfraktion bietet seit 2015 Raum zur Diskussion rund um verschiedene Zukunftsthemen. Im Mittelpunkt jedes Kongresses steht die Frage, wo die Zukunftschancen der deutschen Wirtschaft liegen und wie die Politik vernünftige Rahmenbedingungen für eine starke ökonomische Entwicklung schaffen kann.
Ein Video zur Veranstaltung „Einzelhandel 4.0“ wird hier zur Verfügung gestellt: www.youtube.com/watch
Weitere Informationen zur ANWR GROUP sind unter anwr-group.com abrufbar.