„Wir vergleichen Essstörungen mit einem Eisberg: Die Rolle des Essens ist nur die Spitze des Eisbergs, aber unter Wasser befindet sich ein riesiges, komplexes Muster: der familiäre, der genetische und der gesellschaftliche Einfluss sowie der der sozialen Medien“, so Dr. Sarah Boss. Für Erkrankte stellen Essstörungen nicht nur körperliche, sondern vor allem psychische Herausforderungen dar, die ohne rechtzeitige Hilfe schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben können. Denn Essstörungen weisen mit 26 Prozent die höchste Sterblichkeitsrate aller mentalen Krankheiten auf. Aus diesem Grund muss man sie ernst nehmen und an der Wurzel packen, nicht nur die Symptome behandeln. Aber wie machen sich Essstörungen bemerkbar?
Erste Anzeichen erkennen
Häufig lässt sich gar nicht auf den ersten Blick erkennen, ob jemand eine Essstörung hat, denn Betroffene sind nicht immer über- oder untergewichtig. Die ersten Anzeichen einer Essstörung sind vielmehr oft subtil und entwickeln sich schleichend. Menschen mit Essstörung beschäftigen sich zunehmend mit Ernährung und Gewicht, zählen Kalorien, meiden bestimmte Lebensmittel oder lassen Mahlzeiten aus. Auffällige Essrituale, sozialer Rückzug und Unwohlsein beim Essen in Gesellschaft können weitere Hinweise sein. Auch ein verzerrtes Körperbild spielt eine Rolle: Trotz normalem oder niedrigem Gewicht empfinden sich Betroffene als „zu dick“ – nicht selten sind die sozialen Medien schuld. „In unserer Klinik beobachten wir außerdem, dass junge Klientinnen oft aufgrund von schwierigen Familiendynamiken erkrankt sind. Häufig sind es Töchter von bekannten CEOs, Royals oder Prominenten. Ähnlich ist es bei unseren älteren Klientinnen. Viele sind die Ehefrauen von großen Leistungsträgern und namhaften Investoren und erkranken häufig aufgrund von dem gesellschaftlichen Druck, die ,perfekte Vorzeigefrau‘ zu sein“, so Boss. Es ist wichtig, zu verstehen, dass Menschen mit Essstörungen ihre Symptome brauchen. „Sie sind wie ein Schutz für verletzliche Teile; sie haben eine Funktion. Die Symptome geben ihnen ein Gefühl der Kontrolle, eine Befreiung von Stress oder erlauben ihnen, sich stark zu fühlen. Wir müssen mit ihnen arbeiten“, so Dr. Boss.
Der Teufelskreis des Kontrollverlusts
Essstörungen beginnen oft als Versuch, Kontrolle über das eigene Gewicht, die Emotionen oder das Leben zu gewinnen. Das Einschränken von Essen oder von Gewicht, übermäßiges Essen oder Entschlacken – all diese Verhaltensweisen haben eine betäubende Wirkung auf die emotionalen oder inneren Zustände, so Klinikleiterin Dr. Sarah Boss. „Wir wissen, dass dieses Verhalten enorme Auswirkungen auf die neuronalen Systeme im Gehirn hat. In unserer Klinik beobachten wir, dass Betroffene mit schwerwiegenden körperlichen Symptomen zu uns kommen, die sich unter anderem auf ihre kognitiven Prozesse, ihre Selbstwahrnehmung sowie auf ihre emotionale Regulierung auswirken. Das Letzte, was sie gefragt werden wollen, ist, wie sie sich fühlen oder was sie in ihrem Körper spüren, da das sehr bedrohlich für sie sein kann. Das macht die Behandlung so komplex“, so Boss.
Zurück zur Balance
Um Essstörungen erfolgreich zu behandeln, ist es sowohl für Ärzte als auch für Angehörige der Betroffenen essenziell, zu verstehen, dass die Problematik nicht im Essen liegt, sondern in der Beziehung zum Essen. Jedoch wird viel zu wenig über die Wurzel der Symptome, nämlich die mentalen Gesundheitsprobleme berichtet, was dazu führt, dass zahlreiche Kliniken immer noch mit Zwangsernährung arbeiten. „Diese vergeblichen Therapieversuche sind für Betroffene nicht förderlich und zusätzlich traumatisierend. Bei THE BALANCE arbeiten wir mit einem multidisziplinären Expertenteam von Psychologen, Ärzten, Fitnesstrainern und Ernährungsberatern. Dabei wenden wir Verfahren wie die Integrative Medizin, Somatic Experiencing (körperorientierte Behandlung von Traumata) und das IFS-Modell (Systemische Therapie) an, um Essstörungen erfolgreich zu behandeln. Indem wir mit dem Nervensystem arbeiten, können sich die Betroffenen wieder mit sich selbst verbinden, ohne erneut traumatisiert zu werden, so Dr. Boss. Heilung ist kein geradliniger Prozess, aber jeder Schritt zählt. Mit den richtigen Hilfsangeboten und einem starken Netzwerk ist die Rückkehr zu einem selbstbestimmten, gesunden Leben möglich.
THE BALANCE RehabClinic empfiehlt Betroffenen oder deren Angehörigen als ersten Schritt, den Hausarzt aufzusuchen. Dieser kann sich ein ganzheitliches Bild machen und weitere therapeutische Maßnahmen verordnen, die von Gesprächstherapie und Ernährungsberatung bis hin zu stationären Aufenthalten, z. B. in THE BALANCE RehabClinic, reichen.
Mehr Informationen rund um Essstörungen und deren Behandlungsmöglichkeiten finden Sie unter www.thebalancerehabclinic.de/essstörung.